Der belgische Maler Luc Tuymans, bekannt für zartfarbige Leinwände mit dunklen Themen, kuratiert gemeinsam mit Direktor Ulrich Bischoff in der Galerie Neue Meister in Dresden eine Sonderausstellung mit Werken Caspar David Friedrichs und europäischen Malern des frühen 19. Jahrhunderts.
„Die Erschütterung der Sinne“ (16. März – 14. Juli) will den Einfluss dieser Künstler bis in die Gegenwart aufzeigen und die Entwicklung der Kunst von 1800 bis heute ins Visier nehmen. Friedrich, John Constable, Francisco de Goya und Eugène Delacroix waren allesamt prägend für die Epoche der Romantik und die Moderne – obwohl sie einander nicht kannten. Ihre Werke dienen bis heute als Inspirationsquelle und Bezugsrahmen für die nachfolgenden Künstlergenerationen.
So spielt etwa Constables Oeuvre eine wesentliche Rolle für Adolph Menzel und Max Liebermann, aber auch für den zeitgenössischen Filmkünstler David Claerbout. Delacroix und Vilhelm Hammershoi dienten als explizite Bezugsquelle für Paul Cézanne, sowie für Luc Tuymans und Per Kirkeby, während Gerhard Richter und Mark Rothko an Friedrich anknüpften. Und Goya stößt mit Édouard Manet, Max Ernst und Jeff Wall mit seinen Leuchtkästen gleich eine ganze Erbengemeinschaft an.
Insgesamt werden 70 Exponate zu sehen sein, 15 davon aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Tuymans, Claerbout, Wall, Richter und Kirkeby haben eigens neue Arbeiten produziert. Weitere Leihgeber sind u.a. der Prado in Madrid, der Pariser Louvre und die Tate Britain aus London, die teils überausselten verliehene Leihgaben zur Verfügung stellen.
Der Ende März scheidende Museumsdirektor Bischoff setzt mit dieser Schau ein Zeichen, wie in Zukunft die Sammlungspolitik im Haus der Moderne aussehen könnte. Die Idee, Alte Meister und Gegenwartskunst zu vermischen, ist zwar schon seit Jahren ein beliebtes Mittel, um das Publikum aus beiden Bereichen ins Haus zu ziehen. Doch einen Künstler die Gestaltung der Ausstellung zu übertragen, könnte tatsächlich Schule machen.
— BLOUIN ARTINFO Deutschland
[Luc Tuymans bei der Eröffnung von “Against the Day” im WIELS, Brüssel]